Dieter Hildebrandt erhält den KASSELER LITERATURPREIS

Der „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“, vergeben von der Stiftung Brückner- Kühner und der Stadt Kassel, geht im Jahr 2014 an den Kabarettisten, Autor und Schauspieler Dieter Hildebrandt. Dies gab Oberbürgermeister Bertram Hilgen jetzt bekannt.

Der mit 10.000 Euro dotierte Kasseler Literaturpreis wird seit 1985 jährlich vergeben und zeichnet Autoren aus, deren Werk auf hohem künstlerischem Niveau von Komik und Groteske geprägt ist. Der erste Preisträger war Loriot; nach ihm wurden u. a. Irmtraud Morgner, Robert Gernhardt, Gerhard Polt und Peter Rühmkorf sowie zuletzt Wilhelm Genazino ausgezeichnet. Die Kasseler Sparkasse unterstützt den Preis mit 4000 Euro.
Die Preisverleihung, findet am 15. Februar 2014 im Kasseler Rathaus statt. Die Laudatio hält der Autor, Publizist und Fernsehmoderator Dr. Roger Willemsen.

Begründung des Stiftungsrates
„Dieter Hildebrandt ist das A und O satirischer Gesellschaftskritik in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Der Preis ehrt ihn insbesondere für seine Verdienste um das literarisch Komische. Der Autor, Bühnen- und Filmkünstler ist ein Meister geistreicher Sottisen, entfesselter Abschweifungen und präziser Pointen, ein Virtuose der Begriffsverdrehung und der kunstvoll gebrochenen Sätze. Sein unverwechselbarer Stil liefert ein unerreichtes Muster kabarettistischer Sprachkunst. Wie kaum ein anderer hat Dieter Hildebrandt mit seinem Wort und seinem Humor unser politisches Bewusstsein geschärft.“

Über Dieter Hildebrandt
Dieter Hildebrandt, 1927 in Bunzlau (Niederschlesien) geboren, ist der einflussreichste Kabarettist der Bundesrepublik Deutschland, tätig auch als Autor von Radio- und Fernsehsendungen, Büchern und Hörbüchern sowie als Schauspieler. Während seines Studiums der Theater- und Literaturwissenschaften gründete Hildebrandt das Studentenkabarett „Die Namenlosen“. Danach kam es kam es dann mit Sammy Drechsel 1956 zur Gründung der legendären „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“, deren Programme Dieter Hildebrandt etwa zur Hälfte geschrieben hat. Sie wurden von Anfang im Hörfunk und Fernsehen gesendet: Im Deutschen Fernsehen gab es etwa 25 Live- Sendungen.

Nach der Auflösung des Ensembles 1972 wirkte Dieter Hildebrandt bis 1979 als Moderator und Mitautor der ZDF-Sendereihe „Notizen aus der Provinz“ und von 1980 bis 2003 der Sendung „Scheibenwischer“ vom SFB. 1974 bildete er gemeinsam mit Werner Schneyder das „Autorenkabarett“ (bis 1982). In Bühnenprogrammen und Filmen kam es zur Zusammenarbeit mit Gerhard Polt und zahlreichen weiteren Kollegen. Seit dem Sommer 2010 tourt Hildebrandt mit den Programmen „Ich kann doch auch nichts dafür“ sowie „Vorsicht Klassik!“. Außerdem ist er Mitinitiator des satirischen Internet- Fernsehsenders „störsender.tv“, finanziert durch Crowdfunding und ehrenamtliche Arbeit der beteiligten Künstler; die erste Sendung konnte im März 2013 abgerufen werden.

Nach seinen frühen Büchern, beispielsweise der satirischen Analyse „… über die Bundesliga“ (1979), wurden insbesondere seine autobiografische Werke, die Erinnerungen mit Satiren bzw. Kabarettexten mischen und jeweils von Dieter Hanitzsch illustriert sind, große Erfolge, so zum Beispiel die Bestseller „Was bleibt mir übrig“ (1986), „Denkzettel“ (1992) und zuletzt „Nie wieder achtzig!“ (2007). Dieter Hildebrandt lebt mit seiner Frau Renate Küster im Münchner Vorort Waldperlach.

„Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“ und „Förderpreis Komische Literatur“
Der „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“ wurde 1984 der Stadt Kassel von der Stiftung Brückner-Kühner zum Geschenk gemacht. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird Schriftstellern (im ersten Jahrzehnt des Preises auch Literaturwissenschaftlern) zugesprochen, deren Werk sich auf hohem künstlerischem Niveau durch Humor, Komik und Groteske auszeichnet. Seit 1985 erhielten folgende Personen die Kasseler Auszeichnung: Loriot, Eike Christian Hirsch, Ernst Jandl, Wolfgang Preisendanz, Irmtraud Morgner, Ernst Kretschmer, Robert Gernhardt, Walter Hinck, Christoph Meckel, Volker Klotz, Hanns Dieter Hüsch, Karl Riha, Max Goldt, Franzobel, Ingomar von Kieseritzky, Peter Bichsel, George Tabori, Franz Hohler, Eugen Egner, Ror Wolf, Katja Lange-Müller, Gerhard Polt, F.W. Bernstein, Peter Rühmkorf, Herbert Achternbusch, Thomas Kapielski, Ulrich Holbein und zuletzt Wilhelm Genazino.
Den gleichzeitig vergebenen „Förderpreis Komische Literatur“ in Höhe von 3000 Euro, gefördert von der Kasseler Sparkasse, erhielten bislang Frank Schulz, Jochen Schmidt, Tilman Rammstedt, Jess Jochimsen, Philipp Tingler, Michael Stauffer, Rebekka Kricheldorf, Jan Neumann, Tino Hanekamp und zuletzt Wolfram Lotz. Die Förderpreisvergabe für das Jahr 2014 ist noch offen.

Die Stiftung Brückner-Kühner
wurde von den Schriftstellern Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner ins Leben gerufen, die 30 Jahre zusammen in Kassel lebten und dort 1996 kurz nacheinander verstarben. Die Stiftung wirkt heute als Literaturzentrum auf den Gebieten des Komischen und der international avancierten Poesie, und sie unterhält das Dichterhaus Brückner-Kühner als Literaturmuseum, um von hier aus die Erinnerung an das Stifterpaar wach zu halten. Dem Stiftungsrat gehören folgende Personen an: der Literaturprofessor Dr. Dr. Walter Pape (Vorsitzender, Köln), die Lektorin Dr. Renate Jakobson (Berlin), der Autor Ingomar von Kieseritzky (Berlin), der Literaturwissenschaftler und Autor Christian Maintz (Hamburg), der Übersetzer Harry Rowohlt (Hamburg), der Literaturprofessor Dr. Uwe Wirth (Gießen) sowie Dr. Thomas Wohlfahrt, Leiter der literaturWERKstatt Berlin. Geschäftsführender Kurator der Stiftung ist der Literaturwissenschaftler Dr. Friedrich W. Block.

Quelle: Pressetext der Stiftung Brückner-Kühner
Foto: Rudolf Klaffenböck