Das Buch enthält die Manuskripte von 227 Hörfunkglossen, die Volker Pispers zwischen Herbst 2001 und Herbst 2013 für das Vormittagsprogramm von WDR 2 produziert hat.
Sie führen auf einen Streifzug durch ein Jahrzehnt, in dem unglaublich viel passiert ist, ohne dass sich grundsätzlich etwas zum Besseren gewendet hätte. Es erweist sich, dass die Unterschiede zwischen Rot-Grün, Schwarz-Rot und Schwarz-Gelb, zwischen Schröder und Merkel, zwischen Bush und Obama nicht qualitativer, sondern rein quantitativer Natur sind.
Hier ist Volker Pispers Vorwort aus dem Buch im Wortlaut:
Fast 14 Jahre lang habe ich jede Woche eine Glosse für das Hörfunkprogramm von WDR 2 produziert. In diesem Zeitraum sind etwa 500, meist tagesaktuelle Texte entstanden. Eine kleine Auswahl aus den ersten beiden Jahren wurde im 2002 erschienenen Buch „Gefühlte Wirklichkeiten“ veröffentlicht. Und weil ich immer wieder gefragt worden bin, ob man die Glossen nicht irgendwo nachlesen kann, erscheint nun das vorliegende Buch mit Texten von Herbst 2001 bis Herbst 2013. Die Auswahl erfolgte wie gewohnt nach streng subjektiven Kriterien. Dabei erweist sich die Halbwertszeit meiner „Radioaktivität“ als erschreckend hoch.
Die chronologisch geordneten Texte sind eine Zeitreise durch ein Jahrzehnt, das außenpolitisch durch den „Krieg gegen den Terror“ als Folge der Anschläge vom 11. September 2001 geprägt wurde. Innenpolitisch wurde in diesem Zeitraum das Ende der politischen Alternativen eingeleitet. SPD und Grüne verabschiedeten sich Schritt für Schritt von ihren sozialen Ansprüchen und verschrieben sich der Durchökonomisierung aller Lebensbereiche unter dem Diktat der „freien Finanzmärkte“.
Wer sich später mal fragen sollte, wie denn die neoliberal-kapitalistische Einheitspartei CDU/CSU/FDP/SPD/Grüne entstehen konnte, die mit Scheinwahlkämpfen und als Parteitage getarnten Jubelveranstaltungen die Simulation von Demokratie erfunden hat, sollte sich dieses Jahrzehnt genauer ansehen. Die Grundlagen für die zunehmend spürbar werdenden sozialen Verwerfungen mit Altersarmut sowie mit der katastrophalen Situation an den Schulen und im Gesundheitswesen wurden in diesem Jahrzehnt gelegt.
Seit SPD und Grüne im Fahrwasser des Primitiv-Parvenü-Duos Schröder/Fischer lieber am Tisch der Mächtigen unter der Aufsicht von Mutti „Männchen“ machen, als an der Seite der Ohnmächtigen für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen, hat das durch die Agenda 2010 endgültig abgehängte Prekariat, dem – die Altersarmut fest im Blick – auch bei voller Erwerbstätigkeit nur ein Leben auf Hartz-IV-Niveau bleibt, keinen Grund mehr, zur Wahl zu gehen.
In diesem Jahrzehnt habe ich begriffen, was meine Vorfahren mit dem Satz meinten: „Das ist dasselbe in Grün.“
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Foto oben: Ilona Klimek