„Wir sind hier, weil wir die Anstalt besetzen wollen!“ gaben Max Uthoff und Claus von Wagner gleich zu Beginn der Sendung bekannt. Gerade hatten sie im Schummerlicht die Eingangsgitter der Anstalt gewaltsam geöffnet und das alte Studio betreten, das aussah, als hätte man es zum Überwintern eingemottet. „Wir wollen die Missstände mit Mitteln der Satire sichtbar machen“, gaben sie auch gleich die Parole für die nächsten 50 Minuten – vielleicht aber auch für die nächsten Jahre – aus. Eine gute Zielsetzung für politisches Kabarett, der sie in der ersten Sendung allerdings nicht durchgehend entsprechen konnten.
An Zitaten der alten Anstalt fehlte es zunächst nicht. Max Uthoff und Claus von Wagner hatten sich bewusst stümperhaft als Urban Priol und – interessanterweise – Georg Schramm, der die Sendung schon vor längerer Zeit verlassen, sie aber mit aufgebaut und geprägt hat, verkleidet und begrüßten die Gäste zur alten Titelmusik. Bühne, Besetzung, Musik – doch alles unverändert? Mitnichten. Als wollten sie alles Vergangene und jeden Zweifel an der Tauglichkeit der beiden Hauptdarsteller mit einer Sendung aus den heiligen Hallen fegen, legten sie mit ihren Gästen Simone Solga, Nico Semsrott und Matthias Egersdörfer los.
Nico Semsrott, in der Praktikantenrolle der Anstalt und wohl auch für den ganz jungen und frischen wenn auch leicht depressiven Wind zuständig, startete den neu gestalteten Vorspann der Sendung, Egersdörfer und Solga lieferten die Stichworte für die Seitenhiebe gegen Regierung und Wirtschaft. Dass die Wirtschaft und nicht die Regierung in dieser Republik wirklich an der Macht sitzt, diese nicht ganz neue Erkenntnis wurde zur Hauptaussage der ersten Ausgae der neuen Anstalt.
Konzeptionell blieb vieles so, wie es sich unter der alten Leitung bewährt hat. Gemeinsame Auftritte wechselten sich mit Soloauftritten ab. Wobei sich keiner der fünf Kabarettisten einen Ausfall leistete. Alle Auftritte waren zumindest solide und unterhaltsam, bisweilen sogar bissig, etwa wenn Claus von Wagner auf die Geschäftspraktiken der Deutschen Bank aufmerksam machte. Hier war etwas zu spüren von dem Zorn, den Georg Schramm einst in einem seiner denkwürdigen Auftritte eingefordert hatte, um ihn dem Bösen entgegen zu stellen. Dass sich auch bei Matthias Egersdörfer dieser Zorn, zu dem ihn die Automatisierung der Welt gebracht hatte, entlud, wurde zu einem wort- und stimmgewaltigen Höhepunkt der Sendung.
Alles in Allem war es ein gelungener Auftakt für die neue Staffel der Anstalt. Es fehlte vieles von dem, was man an Schramm & Co. zu lieben gelernt hatte. Aber es zeigten sich auch neue Aspekte, die die Hoffnung nähren, dass die neue Besetzung im Laufe der Zeit eine starke Sendung schaffen wird. Jedenfalls dann, wenn sie in der ersten etwas hektischen Folge nicht all ihr Pulver verschossen hat und ihrem Motto weiter treu bleibt, die Missstände in diesem Land mit Hilfe der Satire sichtbar zu machen.